Neue Persönlichkeiten, von Opernklängen begleitet, begeistern auf Neujahrsempfang
Die Überraschung war perfekt. Nicht übliche Grußworte von politischen Mandatsträgern, sondern eine Sopranistin eröffnete mit live gesungenen Opernarien den Neujahrsempfang der Dorstener Sozialdemokraten. 200 begeisterte Besucher rieben sich verdutzt die Augen. Der erste Aufschlag war gelungen. Swen Coralic, Stadtverbandsvorsitzender der SPD in der Lippestadt, glänzte dann mit seiner schonungslosen Analyse über die müde gewordene SPD, sparte nicht mit Selbstkritik, bemühte mehrfach den Begriff Demut, und versprach, die Scherben der Vergangenheit mit neuer Dynamik zusammenzufügen. „Wir sind bereit, wieder Verantwortung in unserer Stadt zu tragen“, so sein Statement, mehrfach von Beifall unterbrochen. Nun war der Zeitpunkt gekommen, um „die Katze aus dem Sack“ zu lassen, wer gegen den amtierenden und anwesenden Bürgermeister Stockhoff im September auf dem SPD-Ticket antreten soll. Keiner Geringeren als der Bundesministerin Svenja Schulze, per Video aus Berlin zugeschaltet, war es vorbehalten, den Namen Julian Fragemann erstmals öffentlich zu verkünden. Eine weitere Überraschung war perfekt. Und Julian Fragemann nutze die Gelegenheit, um sich mit einer äußerst engagierten Rede vorzustellen und mit klaren Vorstellungen zu positionieren. Kurz, prägnant, kenntnisreich und motivierend. Standing Ovation der Zuhörer inklusive. Dann wurde es besonders lebendig. Junge Cheerleader des BSV-Wulfen zeigten auf der Bühne, was mit Bewegung alles möglich ist. Ein indirekter Hinweis auch für Parteien und Politiker. Wenn in wenigen Wochen ein neuer Bundestag gewählt wird, dann steht mit Dustin Tix ebenfalls ein „Neuer“ auf dem Wahlzettel. 28 Jahre jung und von mitreißender Dynamik. Er bat nicht nur um Unterstützung für den 23. Februar, sondern lud die Bürger ein, an der weiteren Gestaltung unseres Landes aktiv mitzuwirken. Damit traf er den Nerv und die Erwartung vieler Besucher, nicht nur als passive Akteure eingestuft zu werden. Ein Programmpunkt, der nicht auf der Einladung vermerkt war, erwies sich nach dem launigen Schlusswort von Swen Coralic als Volltreffer. Das Gespräch untereinander. Noch lange wurde über die politische Lage in der Stadt, dem Land und global diskutiert. Der Neujahrsempfang der Dorstener Sozialdemokraten darf als gelungener Neustart gewertet werden.
Bericht eines Rhader Teilnehmers
Veröffentlicht am 13.01.2025
Olaf Scholz tritt als „Titelverteidiger“ an
Nun ist es amtlich. Der Parteitag der SPD hat fast einstimmig entschieden, mit Olaf Scholz als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl am 23. Februar anzutreten. Seine Erfahrung und sein Verantwortungsgefühl fürs ganze Land und alle Bürgerinnen und Bürger Politik zu gestalten, waren entscheidende Kriterien für die SPD, wieder auf Olaf Scholz zu setzen. Dass die momentanen Umfragewerte nicht gerade für eine erfolgreiche Titelverteidigung, „SPD und Kanzler“, sprechen, gilt als besondere Herausforderung. Wer bereit ist, wirklich unvoreingenommen die demokratischen Kandidaten um das Kanzleramt zu vergleichen, erkennt, dass darunter Mitbewerber sind, die eher die Gutverdiener als die ganze Breite unserer Bevölkerungsstruktur im Blick haben. Umverteilung von unten nach oben hatten wir schon und tat dem Land und seinen Menschen nicht gut. Auch jene, die es zwar gut meinen, aber immer wieder mit „dem Kopf durch die Wand“ wollen, benötigen die korrigierende Hand eines Kanzlers, der im Einvernehmen mit seiner Partei, alle Menschen in den Mittelpunkt seines Regierens stellt. Und ganz oben steht noch die Frage, wer wirklich geeignet ist, Deutschland im verbrecherischen Putin-Krieg gegen die Ukraine nicht zur Kriegspartei werden zu lassen. Nun, nachdem Personen und Parteien fair verglichen wurden, darf abgestimmt werden.
Rhader Gedanken zur bevorstehenden Bundestagswahl
Veröffentlicht am 12.01.2025
Das Jahrbuch 2025 (Heimatkalender), vom „Heimatbund Herrlichkeit Lembeck und Stadt Dorsten“ herausgegeben, überrascht immer wieder mit einer unerwarteten Themenvielfalt. Diesmal ist es der Beitrag von Hendrik Holzmüller mit dem Titel, Abitur 1933 in Dorsten: Hitler, Lessing und „der deutsche Osten“, der hier besonders herausgestellt werden soll.
Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Am gleichen Tage sitzen Abiturienten des Dorstener Gymnasiums Petrinum vor ihren Abituraufsätzen. Sie können unter vier Aufgaben wählen, von denen hier zwei genannt werden. „Der Kampf um den Deutschen Osten“ und „Die Weltanschauung Nathans des Weisen“. Ein Schüler, bereits offensichtlich von der Nazipropaganda beeinflusst, bezeichnet die Erweiterung des deutschsprachigen Siedlungsgebietes im heutigen Polen und Baltikum als legitim. Parallelen zu Putins Rechtfertigung die Ukraine zu überfallen, sind aktuell nicht zu überlesen. Der andere Schüler aus der gleichen Klasse, zeigt nach der Lessing-Lektüre „Nathan der Weise“, bereits eine politische Weitsicht, die sich als zentrale Botschaft im Abituraufsatz wiederfindet. „Der Wert eines Menschen hat mit seinem Bekenntnis (zur Religionszugehörigkeit) an und für sich nichts zu tun, sondern kann nur beurteilt werden nach seinen Taten“. Hendrik Holzmüller, der die Abi-Aufsätze aus dem Jahr 1933 gesichtet hat, „verführt“ indirekt den Leser seines Beitrags, gedanklich in die Ist-Zeit 2025 zu wechseln.
Dirk Hartwich
Das Jahrbuch 2025 kostet 10 Euro und bietet auf fast 300 Seiten interessanten Lesestoff mit lokalem Schwerpunkt.
Veröffentlicht am 11.01.2025
Seit 50 Jahren ist Rhade ein Teil Dorstens. Fünf Jahrzehnte, die unseren Lebensmittelpunkt verändert haben. Wir sind mehr und älter geworden, der Verkehr hat zugenommen, kleine Geschäfte sind verschwunden. Sogar das Wetter ist instabiler geworden. Aber das kommunalpolitische Klima zeigt sich jährlich entspannter. Das Ringen der beiden sehr aktiven Parteien im Ort, SPD und CDU, wer hat die besseren Entwicklungsideen?, gehört (fast) der Vergangenheit an. Nicht weil ihnen nichts mehr einfällt, sondern weil die Weichen einer positiven Entwicklung Rhades gestellt sind. „Konstruktive Zusammenarbeit“, lautete die Marschrichtung. Meinungsverschiedenheiten nicht ausgeschlossen. Rhade ist der bestens untersuchte und analysierte Stadtteil im Außenbereich Dorstens. Nun muss nur noch das umgesetzt werden, was wir gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet haben. Wenn ich drei Wünsche für Rhade frei hätte, würden die Bereiche Verkehr und Umwelt, die ärztliche Versorgung, sowie die kulturelle Vielfalt für alle Altersgruppen im Mittelpunkt stehen. Vielleicht wäre der folgende Liedtext* (Ausschnitt) noch besser, um durchs neue Jahr zu finden:
Wenn ich mir was wünschen dürfte
Käm ich in Verlegenheit,
Was ich mir denn wünschen sollte,
Eine schlimme oder gute Zeit.
Wenn ich mir was wünschen dürfte
Möchte ich etwas glücklich sein
Denn wenn ich gar zu glücklich wär'
Hätt' ich Heimweh nach dem Traurigsein.
* Text Friedrich Hollaender, gesungen u.a. von Marlene Dietrich, Rio Reiser, Udo Lindenberg
Veröffentlicht am 10.01.2025
Nun also doch. Die ÖVP, Schwesterpartei der deutschen Christdemokraten, ist umgefallen. Sie strebt als Juniorpartner der rechten FPÖ eine Regierungsbeteiligung an. Die, die gestern noch als politische „Schmuddelkinder“ ausgegrenzt wurden, erinnert sei an die Ibiza-Affäre, gelten plötzlich als Partner in einer Mannschaft. Der Grund kann in einem Satz zusammengefasst werden: Die Unfähigkeit aller demokratischen Parteien, zum Wohle des Landes und der Bevölkerung, ohne Missgunst, Neid und zerstörerischen Egoismus zusammenzuarbeiten, führen auf direktem Weg zu den sogenannten alternativen Parteien. Diese halten von der liberalen Demokratie wenig, finden autokratisch gelenkte Regierungen nachahmenswert und sichern ihre durch Wahlen errungene Macht mit dem Kapital von Muli-Milliardären. Österreich ist leider kein Einzelfall. Die Idee eines starken, sozialen Europas, von gemeinsamen Werten zusammengehalten, wird zunehmend systematisch von innen ausgehöhlt. Jede Krise wird genutzt, um „die da oben“ mit einfachen Antworten und Fake-News in die Defensive zu zwingen. In der Folge steigt bei den demokratischen Parteien die Nervosität und die mit den Händen zu greifende Verunsicherung. Statt jetzt zusammenzustehen, versuchen sie in Alleingängen, und dann noch gegeneinander, die Rechtsaußen-Parteien als undemokratische Zeitgenossen zu entlarven. Das hat bisher weder dort noch hier funktioniert. Nur in einer konzertierten Aktion, an der sich alle demokratischen Parteien uneigennützig beteiligen, kann Vertrauen der Wähler zurückgewonnen und die Brandmauer gegen rechts unüberwindbar gefestigt werden. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?
Nachdenkzeilen aus Rhade
Veröffentlicht am 09.01.2025